Kein Durchkommen. Völlig dicht. Eintritt verboten. Hermetisch abgeriegelt.
Auf Hermes, den griechische Götterboten, geht das Wort »hermetisch« zurück. Eine seltsame Gestalt: Um ihn, der die göttliche Botschaften zu den Menschen bringt, hat sich ein Geheimkult gebildet, eine synkretistische Mysterienreligion, die okkultes Geheimwissen ihr Eigen nannte, das keinem Außenstehenden mitgeteilt werden durfte.
Für immer mehr Menschen ist der christliche Glaube nicht mehr zugänglich. Sprechen wir eine Geheimsprache? Ist Glaube an Jesus okkultes, unverständliches Geheimwissen, das immer weniger Menschen entschlüsseln können oder wollen? Ist das Christentum hermetisch abgeriegelt?
Es gibt eine Hilfswissenschaft, die den Namen des Hermes trägt: die Hermeneutik. Es ist die Kunst und die Fertigkeit des Übertragens von einem Bereich in einen anderen. Glaube braucht Hermeneutik. Oder besser: Er will verkündet und gelebt werden. Verständlich und authentisch.
Eine Darstellung des Hermes ist uns Christen sehr bekannt: der »Hermes kriophoros«, der Widdertragende. Allerdings nicht als Hermes, sondern als Jesus, der gute Hirte, der das verlorene Schaf auf die Schultern nimmt. Christus ist der neue Hermes, der die ewige Liebe Gottes zu uns Menschen bringt. Er übersetzt das Ewige in die Zeit, bringt das Unendliche auf unsere Erde.
»Denn verschlossen war das Tor, bis der Heiland trat hervor«, heißt es in einem bekannten Adventslied. Ich wünsche uns allen, dass wir uns öffnen für die gute Nachricht, dass in Jesus Gott sich in unser Leben übersetzt. Dass er bei uns ankommt. »Macht hoch die Tür, die Tor macht weit«.
Einen Advent, der das hermetisch Verriegelte aufsprengt, wünscht Ihnen
Pater Gottfried